Als Mitte des Jahres die Einladung von der ACA (American Canoe Association) zur ersten Swiftwater Rescue Conference ins Haus flatterte, war ich nur mäßig interessiert. Ist ja auch nicht gerade um die Ecke und ich hatte bereits einen Trip geplant. Als ich dann aber die Presenter-Liste durchging, sind mir fast die Augen ausgefallen. Kaum einer der Referenten stand nicht in meinem Buchregal. Es waren fast alle versammelt die in den 80er und den 90er Jahren maßgeblich an der Entwicklung der ersten Wildwasser-Rettungstechniken mitgewirkt hatten. Ergänzt durch einige hochrangige Vertreter der jüngeren Garde. Angemeldet waren Slim Ray, Charly Wallbridge, Les Bechtel, Palm Dillon, Sam Fowlkes plus Mike Mather, Jim Coffey, Walter Felton und Justin Padgett . Unterstützt von einer Truppe altgedienter und weniger altgedienter Instructor-Trainern, die international weniger bekannt sind, in den USA aber durchaus Kultstatus besitzen.
Der Entschluss stand schnell fest, der Flug ebenfalls schnell gebucht und ab ging’s nach North Carolina in die Appalachen. Nicht weit von den Nantahala Falls entfernt, dem Austragungsort der diesjährigen Freestyle WM.
Das die Organisatoren um Sam Fowlkes den Tuckaseegee als Konferenz-Ort ausgesucht haben war naheliegend. Kaum irgendwo in den Staaten ist die Dichte an Paddlern und Instructoren so hoch. Witzigerweise wohnen am Ufer des Tuck’ auf einer Halbinsel in einer Flussbiegung ausschließlich aktive Paddler , allesamt ACA Veteranen, allen voran Sam mit exquisiten Schulungsmöglichkeiten auf dem eigenen Grundstück. DoubleTrop und SlingShot sind die wohlklingenden Namen der Rapids.
Ziemlich cool war der ausgestellte Simulations-Tank. Mit mehreren Einsätzen, vom Strainer über das Wehr bis hin zur Steinfromation, konnte sehr realitätsnah simuliert werden.
Alles in allem eine sehr hochkarätige Veranstaltung mit extrem hohem Niveau. Klassisch Amerikanisch natürlich mit Bankett am Samstag. Charlie Wallbridge war der KeynoteSpeaker und hat ziemlich aus dem Nähkästchen geplaudert. Am Freitag gab’s ne Presenterparty zu der ich als einziger Europäer und Vertreter der ACA Europe auch eingeladen war. Da verraten wir keine Detail
Im Übrigen wurden auch immer wieder die Rolle der Europäer, allen voran Horst Fürsattel und der AKC, betont.
Dynamic Rockhopping – so stand es auf dem Plan. Als gestandener Tourenpaddler aus dem Süden der Republik ist für mich diese Art des Paddelns ebenso selten wie exotisch. Im Grunde ist es ein Spiel mit der Dynamik der Wellen in den Felsen der Küstenbereiche. Vermutlich alle von uns kennen diese Tage, wo an windumtosten Küsten die Gischt spritz und die Wellen gegen die Felsen klatschen. Kein Nichtpaddler käme vermutlich auf die Gedanken, sich in diesen Wellen zu tummeln!
Nicht so der ambitionierte Seakayaker Da ich wenig Gelegenheit habe, mich in sog. rockgardens rumzutreiben stand dieser Workshop ganz oben auf meiner Wunschliste und mit Steve Scherer und Matt Nelson hatte ich auch kompetente Menschen an meiner Seite.
Cape Forschu war die passende Location und der Wind der vergangenen Tage hatte für die passenden Bedingungen gesorgt. In Lee der Insel hatten wir zu Beginn noch moderate Bedingungen. Mit zunehmender Nähe zur Spitze des Kaps nahm der Swell aber deutlich zu und der Wind ebenfalls. Dort hatten wir am Ende satte Brecher mit 2 Metern Höhe. Das war dann auch die Grenze meines persönlichen Komfortbereichs!
Aber der Reihe nach: Das grundlegende Mantra des Steinehüpfens ist definitiv timing, timing und timing. Erste Übung wär demnach! sich vor einem ordentlichen Stein zu positionieren und zu warten, bist die passende Welle kam und es genügend Wasser über dem Fels gab. Eigentlich einfach! Es ging dann auch besser als gedacht, die Sorgen um mein Kevlar -Mietboot legten sich auch im Laufe der Zeit. So nahmen dann die Übungen an Komplexität zu und schneller als gedacht war es ein wirkliches Spiel mit den Wellen. Ein bisschen wie im Fahrstuhl und der Achterbahn ging es hoch und runter. das Grinsen wurde immer fetter, ich immer mutiger und am Ende hing ich doch wie ein Käfer auf dem Rücken auf einem, Gott sei Dank, mit Seetang gepolsterten Stein fest Mein Boot nahm es mir nicht krumm und die nächste große Welle mich wieder mit.
Mein persönliches Highlight des Tages kam dann zum Schluss. Ganz vorne an der Spitze des Kaps war ein etwa 15 Meter breiter Durchlass. Durch diesen presste Der Wind die inzwischen beachtlichen Wellen? Die Lücke wär wohl ordentlich tief, die Wellen brachen sich nur am Rande, entlang der Felsen? mit dem Bug voraus standen wir am Ende direkt vor dem Spalt und haben uns von den Wellen in die Höhe katapultieren lassen. Zumindest gefühlt! Ein Hammergefühl, und kaum zu beschreiben….
Ich habe zumindest ein brauchbares Bild zusammengebracht. Steve, der mitten im Gewühl seelenruhig seine Kamera ausgepackt hat, hat mir ausgeholfen.
Tag zwei des BOFSKS begann mit satten 15 Knoten Wind, Sonne und der Aussicht auf noch mehr Wind! Da lacht das Seakayaker-Herz Chris Lockyer, der Veranstalter des Symposiums war heute der Mann der Stunde, der Local, der uns an die besten Stellen führen sollte.
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Um kurz vor zehn Uhr waren wir im Süden der Tusket Island, direkt an der sog. Sluice. High Tide, also den höchsten Stand der Flut, erwarteten gegen 13:30. Zeit genug um die schönsten Spielstellen anzufahren Ein weiteres plus am heutigen Tag – wind against tide!! Der Wind bläst in diesem Fall gegen das ablaufende Wasser und baut zusätzlich Wellen auf.
Erster playspot war Hells Gate. Eine Rinne, die Fischer vor vielen Jahren per Hand (!) geschaufelt haben, um auch bei Ebbe auslaufen zu können. Ein netter Platz für die ersten Spielereien in der Strömung. Was aber dann kam, ist für mich immer Adrenalin pur! Mit Rückenwind Wellen abreiten, im Swell surfen und Strecke machen. Wahnsinn! Meilensursf vom Feinsten…
Die Bootswahl ist bei diesen Bedingungen echt schwierig. Es bräuchte die eierlegende Wollmilchsau. Speed für die Gegenwindetappen, eine geringe Windanfälligkeit und eine Surfmaschine. Ich hatte von meinem Sponsor Current Designs ein Cypress zur Verfügung bekommen in Kevlar. Klasse Boot, solide und passte mir wie ein Handschuh. Allerdings auch kein Ausreißer nach oben in keiner Disziplin.
Lunchbreak gab es auf einer bewohnten Inseln mit Fischerhäusern. Üblicherweise mit Steg und den unvermeidlichen Lobsterkörben. Und Schafen in rauhen Mengen. Offenbar wild unterwegs und mit den entsprechenden Hinterlassenschaften
Mittags haben wir uns dann ins Getümmel gestürzt, bis die Arme glühen. 3 – 4 Knoten Strom und Gegenwind sind schon ganz ordentlich. Allerdings waren die Bedingungen auch eher “lumpy”, jeder Fehler wurde sofort bestraft, man musste tierisch auf der Hut sein! Rollen in diesen Bedingungen ist nicht ganz einfach und wer aussteigen muss, sollte tunlichst am Boot bleiben? Ansonsten sorgen Strömung und Wind für eine Umgehende Trennung von Boot und Paddler? Wir hatten allerdings auch vorgesorgt und entsprechend Sicherungspersonal downstream postiert. Lee und Chris waren unsere Nannys und haben uns spielen lassen
Ein weitere cooler Tag mit tollen Coaches und Paddelkollegen aus ganz Nordamerika
Eigentlich stand am ersten Tag “Surfing with style” mit Nick Cunliff auf dem Programm. Leider hat uns das schöne Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Es war weit und breit keine Surfwelle zu entdecken. Strahlend blauer Himmel, eine leichte Brise und kein Sturmausläufer, der uns ordentlich Swell beschert hätte. Die Kehrseite war allerdings, dass uns draußen zwischen den Inseln dicker Nebel das Leben schwer machte. Es blitzelte zwar ab und an die Sonne durch, die Sicht war trotzdem massiv eingeschränkt.
Das hier war unser Einsatzgebiet:
Nachdem uns die Surfwellen versagt blieben, haben wir und auf jede Strömung gestürzt, die uns in den Weg kam. Hier im unteren Teil der Bay of Fundy hatten wir “nur” ca. 6 Meter Tiedenhub, im oberen Teil stattliche 17 Meter. Durch den recht moderaten Wind sind die Bedingungen auch entsprechend geblieben. Es gab nur wenig Stellen, an denen sich Gezeitenströmungen aufgebaut haben. Nichtsdesdotrotz ein klasse Einstieg, ein tolles Revier und Ausicht auf schlechtes Wetter am Sonntag.
Ach ja … abands gab es nach einem opulenten Seafood-Dinner ein Bericht von Justin Curgenven über Tierra del Fuego. Abenteuer aus erster Hand.
Den Abend haben wir entspannt und mit Seafood vom Feinsten in der Ya Old Argyler Lodge verbracht.
Der Herbst ist meine persönliche Reise- und Fortbildungszeit. Auf dem Weg nach Oregon, zur National Paddelsports Conference der ACA, bin ich deshalb in Nova Scotia gelandet. Der Ruf der Bay of Fundy als exquisites Seakayak-Revier hat mich gelockt. Zudem findet hier aktuell des BOFKS statt, das Bay of Fundy Sea Kayak Symposium.
BOFSKS.com
Das who is who der Coaches ist am Start, auch Justin Curgenven hat es bis in die Bay geschafft und wird ebenfalls mit auf dem Wasser sein.
Geplant habe ich einen Workhop mit Paul Kuthe “Surfing with style”, einen Workshop “tide Race and overfalls” mit Christopher Lockyer und einen Workshop mit Sean Morley zum Thema “rough water rescues”.
Ganz besonders bin ich auf einen Vortrag am Samstag gespannt. “Mit dem Seakayak durch den Grand Canyon!”. Das steht im nächsten Juni für mich an, zwar nicht im Seakayak sondern im Open Canoe, aber immerhin
Heute steht noch nicht viel auf dem Programm. Get together mit den Coaches und den anderen Teilnehmern in Ya old Argyler Lodge, einem wunderschön gelegenen Restaurant und unse Base für das Symposium. Gestern Abend habe ich bereits die Aussicht genossen…
Untergebracht bin ich in einem herrlichen B&B direkt am Wasser und mit Meerblick. Die Gastgeber sind schwer bemüht, mich zu mästen. Vermutlich hat meine schmale Erscheinung ihnen Angst eingejagt Und so sah es gestern Abend aus…
Ich werde jetzt noch ein paar Kleinigkeiten besorgen, mich in die Sonne setzten und den Tag genießen … stay tuned!
Paddeln im urbanen Umfeld finde ich persönlich ziemlich cool. Bei mir zuhause habe ich mit dem Rhein durch Basel auch eine wirkliche tolle Location. Man kommt sich dabei immer ein bisschen vor als würde man durch die Fußgängerzone paddeln
Beim letzten Hamburg-Aufenthalt war es daher das erklärte Ziel, einmal auf der Alster zu Paddeln und – Plan 2 – möglichst stressfrei und umweltschonend in die Innenstadt zu kommen.
Ich schulterte also morgens mein aufblasbares Stand Up Board und wanderte zur Bushaltestelle.
Das hat soweit auch ganz gut funktioniert. Lediglich das lange Paddel hat mich dezent behindert. Ich hatte irgendwie immer Angst eine Lampe zu treffen oder aus Versehen einen Mitreisenden umzuhauen.
Mit der S-Bahn ging es direkt zur Haltestelle Jungfernstieg an die Binnen-Alster. Den Abstecher in den Applestore habe ich mir angesichts der edlere Geräte und meines dicken Rucksacks erspart
Direkt am Ufer fand ich direkt ein nettes Plätzchen zum Ablegen. Flugs war das Board aufgepumpt, Schwimmweste und Paddelklamotten angezogen und das Gepäck auf dem Board verstaut.
Bei besten Wetter startete ich in Richtung Norden, vorbei an den schönen Seerestaurants, Ruderclubs und Parks. Ein echter Genuss! Das schöne in der Alster sind die schier unbegrenzten Möglichkeiten der Routenwahl. Unzählige Kanäle, einer schöner als der andere, machen diese Binnenrevier ideal für den kleinen Ausflug zwischendurch oder auch größere Touren.
Kurz vor Schluss kam ich an einem Café mit einer wunderschönen Terrasse vorbei, auf der die Hamburger bequem und chillig auf Liegestühlen fläzten. Stehend auf dem Brett kam ich genau auf Liegehöhe vorbei und hatte ein paar echt lustige Momente
Den Ausstieg am Jungfernstieg, direkt an der Schleuse, habe ich ganz besonders genossen. Fröhliche Menschen in der Sonne sitzend, leise Musik aus dem Hintergrund und entspannte Gesichter am und auf dem Wasser – schöner kann urban-paddling nicht sein!
Was macht ein Kanulehrer im Urlaub? Richtig Er geht paddeln. Soweit so klar. Allerdings habe ich im Urlaub immer ganz stark das Bedürfnis möglichst alleine, in ungewohnter Umgebung und vor allem ziemlich ziellos ” herumzustromern”.
Das war auch in der vergangen Woche der Plan. Das Ziel war die Gegend um Lysekil in den west-schwedischen Schären auf halbem Weg zwischen Göteborg und Oslo. Mit an Bord waren neben der Familie zwei Seekayaks von Current Designs, ein aufblasbares SUP von Starboard und mein Palm Equipment.
Da die ausgedehnten Brunchaktivitäten wirkungsvoll etwaig aufkeimenden Aktionismus verhinderten blieben gemütliche Zeitfenster von 2 bis 3 Stunden pro Tag für den Wassersport. Genau richtig!
Als überzeugter Stechpaddler bin ich vor ein paar Jahren zusätzlich dem Seekayakbazillus verfallen und seit zwei Jahren definitiv auch dem Paddeln im Stehen. Was dazu führte, dass die Paddelausrüstung massiv anwuchs und, das war der entscheidende Aspekt, ich das Gefühl bekam, ein kompletter und auch in vielen Dingen offenerer Paddler geworden zu sein. Der Blick über die Disziplingrenzen hat mir gut getan. Verschiedene Pfeile im Köcher zu haben, führen zu einer unglaublichen Freiheit an Wahlmöglichkeiten. Je nach Stimmung, Umfeld oder Paddelpartner wählt man das passende Gerät.
Hier in den Schären hatte ich die Wahl zwischen Stehen und Sitzen. Das spannende dabei ist, das der Wechsel von kurz über der Wasseroberfläche zu knapp zwei Meter weiter oben einen unglaublichen Unterschied macht. Zumal die Geschwindigkeit auch eine komplett andere ist. Im Kayak ist man mehr auf Strecke ausgerichtet, orientiert sich an ferneren Zielen, peilt Landmarken an. Auf dem Board regiert die Langsamkeit, der Blick fällt viel eher auf die kleinen Dinge am Wegesrand, der Aktionsradius ist kleiner aber nicht weniger interessant. Es ist ein wirklicher Perspektivwechsel.
Ganz besonders spannend fand ich den Unterschied beim Blick ins Wasser. Vom Board aus ergeben sich viel tiefere Einblicke. In Lysekil wurden die wenigen Quallen im Sitzen zu ganzen Armeen im Stehen – da hat es manchmal auch Vorteile, wenn man nicht alles sieht
In Schweden ist übrigens das SUPen noch nicht wirklich so weit verbreitet. Man erregt doch ziemliche Aufmerksamkeit als Stehpaddler. Dabei bietet sich doch gerade das Land der vielen Seen als echtes Paddelparadies an. Vermutlich wird das noch. Bis dahin regieren vor allem an den Küsten und in den Fjorden die Seekayaker. By the way …. auf der Anreise hat mir ein Kollege in Copenhagen berichtet, dass das SUPen auf den Kanälen der Stadt verboten sei. Tsts…
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Von unserem Ferienhaus in Såmstad aus bin ich vor allem zu Touren im Fjord unterwegs gewesen. Als bekennender Schiffsfan und Küstenliebhaber am liebsten immer in Sichtweite zum Ufer und mit einem Schlenker in jeden noch so kleinen Hafen. Das ist übrigens auch eine ziemlich coole Aktion mit dem Board. Man sieht unglaublich viel mehr als wie von der Wasserlinie aus und Es erschrickt doch immer mal wieder ein Skipper, wenn plötzlich einer vor dem Fenster steht … haha.
Für uns Süddeutsche ist das Revier zwar nicht wirklich ums Eck, aber dennoch auch für einen kürzeren Aufenthalt sehr zu empfehlen. Ach ja. … Seafood gibt’s in rauhen Mengen und fangfrisch!
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